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Warum Männer ihre Gefühle ernster nehmen sollten

31.08.2020
von Lars Meier

«Ein Mann ist stark und schafft alles alleine. Er hat keine Probleme und wenn doch, löst er sie rasch und unkompliziert.» Solche Rollenbilder setzen Männer stark unter Druck und schaden ihrer psychischen Gesundheit.

Einfühlsam, aber gleichzeitig stark. Sanft, und doch durchsetzungsfähig. Die Ansprüche an den modernen Mann sind hoch. Auch ein Vergleich mit früher macht klar: Männer sind mit viel mehr Rollenansprüchen konfrontiert. Der immense Druck, der perfekte Partner, Vater und Freund zu sein, kann weitreichende Folgen nach sich ziehen. Für gewisse Probleme sind Männer klar anfälliger als Frauen.

Erhöhte Suchtgefahr

Männer sind im Vergleich zu Frauen anfälliger für Suchtprobleme. Gründe dafür gibt es mehrere: Beispielsweise haben Männer eine höhere Risikobereitschaft als Frauen – auch beim Suchtmittelkonsum. Darum geraten sie rascher in problematische Konsummuster. Ein weiterer Grund: Männer holen sich spät oder gar nie Hilfe. Sich Schwächen und persönliche Grenzen einzugestehen, ist für viele Männer immer noch ein Tabu.

Wie eine Sucht entstehen kann

Suchtentwicklungen haben stets mehrere Ursachen. Sie können teilweise weit in die Vergangenheit zurückreichen. Wer beispielsweise als Kind sexuell missbraucht wurde, ist eher gefährdet, später an einer Sucht zu erkranken. Gleiches gilt für andere traumatische Erlebnisse. Generell begünstigen schwierige Lebenssituationen eine Suchtentwicklung. Nach einer Trennung oder dem Tod eines geliebten Menschen «helfen» Substanzen wie Alkohol die negativen Gefühle zu dämpfen. Übermässiger Konsum kann aber in einer Sucht resultieren.

Man merkt oft zunächst gar nicht, dass man in eine Sucht rutscht. Erst beim Versuch, den Konsum zu reduzieren oder ganz aufzuhören, fällt auf, wie schwer dies fällt und dass man offenbar abhängig geworden ist. Entsprechende Tests können eine erste Orientierung bieten, ob man den Konsum noch im Griff hat oder nicht (siehe Infobox).

Man merkt oft zunächst gar nicht, dass man in eine Sucht rutscht.

Prävention ist das A und O

Professionelle Suchtprävention setzt auf zwei Ebenen an. Die Verhaltensebene hat die einzelnen Menschen im Fokus. So versucht man etwa, bereits bei Kindern und Jugendlichen die sogenannten Lebenskompetenzen zu stärken. Beispiele hierfür sind Empathie, Selbstwahrnehmung oder Kommunikationsfertigkeit. Bei Männern scheint letzteres noch wichtiger als bei Frauen. Männer sprechen nach wie vor weniger über ihre Gefühle und wollen die Kontrolle über sich nicht verlieren. Sie haben oft nicht gelernt, über die Gefühle zu sprechen oder es wurde ihnen weniger beigebracht. Es zeigt sich jedoch mehr und mehr, dass Jugendliche, auch Männer, den eigenen Gefühlen gegenüber offener sind und diese auch äussern.

Die Verhältnisebene fokussiert wiederum auf die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen. Hier tragen zum Beispiel Abgabe- und Werbeverbote für Suchtmittel oder Verkaufsverbote von Alkohol und weiteren schädlichen Substanzen an Jugendliche dazu bei, die Suchtgefahr zu senken.

Mehr Suizide bei Männern

Suizid ist eines der grössten Tabuthemen in unserer Gesellschaft. Umso wichtiger, dass man darüber spricht. Die Statistik spricht eine eindeutige Sprache: Die Suizidrate liegt bei Männern deutlich höher als bei Frauen. Die Gründe sind vielfältig. So wählen Männer oftmals härtere und damit «effektivere» Suizidmethoden als Frauen. Schusswaffen zum Beispiel werden hauptsächlich von Männern gewählt.

Was tun bei Suizidgedanken?

Das Wichtigste vorweg: Suizidgedanken muss man ernst nehmen, weil sie sich verselbständigen können! Auch wenn es schwerfällt, sollte man in jedem Fall mit jemandem darüber sprechen. Gesprächstipps findet man auf reden-kann-retten.ch. Männer wählen häufig auch das anonyme Hilfsangebot von 143 dafür (siehe Infobox). Wenn man denkt, eine nahestehende Person sei suizidgefährdet, ist es wichtig, sie darauf anzusprechen. Es ist ein weit verbreiteter Irrtum, dass Menschen sich erst recht etwas antun, wenn man mit Ihnen über Suizid spricht. Das Gegenteil ist der Fall: Über Suizidgedanken zu sprechen, kann wichtige Entlastung bringen und macht Hilfe erst möglich.

Richtig handeln und Leben retten

Suizidgedanken entstehen nicht von heute auf morgen. Suizidale Krisen sind in aller Regel Folge von andauernden Belastungen oder einschneidenden Lebensereignissen. Nicht selten stehen sie zudem im Zusammenhang mit einer Depression oder anderen psychischen Erkrankungen. Nahestehende Personen können durch Gespräche und Zuhören bereits wichtige Entlastung bieten. Sie ersetzen aber keine professionelle Beratung oder eigentliche Behandlung. Daher ist es sinnvoll, sich professionelle Hilfe zu holen. Wenn man befürchtet, jemand könnte sich in den nächsten Minuten oder Stunden etwas antun, sollte man die Person nicht allein lassen und unbedingt professionelle Hilfe beiziehen.

Ob Sucht, Depression oder gar Suizidgedanken: In jedem Fall ist es das Wichtigste, über die Belastung zu sprechen. Entstigmatisierungskampagnen und Sensibilisierung machen im Zuge dessen bereits einen ersten Schritt in die richtige Richtung. Aber auch jeder einzelne kann etwas für seine Psyche tun, denn sie lässt sich pflegen und stärken. Über Belastungen und Gefühle zu sprechen und sich bei Problemen Hilfe zu holen, ist wichtig. Daneben gibt es aber vieles mehr: Freundschaften pflegen, körperlich aktiv bleiben, Hobbies und Interessen nachgehen und anderes mehr sind ebenso wichtig. Impulse dafür findet man
auf www.wie-gehts-dir.ch.

Mehr über Suchtprobleme gibt es hier zu lesen.

Weiterführende Informationen und Hilfsangebote

suchttest.ch Wer herausfinden will, ob der Konsum noch im grünen Bereich liegt, findet hier Tests zu einer ersten Einschätzung.

reden-kann-retten.ch Auf dieser Website finden sich Informationen zur Bewältigung von Suizidgedanken und wie man vorgehen kann, wenn man sich um jemanden sorgt. Mit konkreten Gesprächstipps.

143 Die Mitarbeitenden der dargebotenen Hand bieten rund um die Uhr ein offenes Ohr für Probleme jeglicher Art – auf Wunsch auch anonym. Gratistelefon 143 oder Onlineberatung (Chat & E-Mail) unter 143.ch

Wie-gehts-dir.ch Die Website bietet konkrete Gesprächstipps, wie man über Belastendes sprechen kann und enthält Impulse zur Förderung der psychischen Gesundheit.

Text Lars Gabriel Meier

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