alkohol ein leben lang alkoholiker?
Krankheit Gesundheit

Ein Leben lang Alkoholiker?

11.02.2019
von Miriam Dibsdale

87 Prozent der Männer und 77 Prozent der Frauen trinken Alkohol. Das gesellschaftlich akzeptierte Genussmittel kann aber bei übermässigem Konsum negative Auswirkungen auf die Gesundheit haben. Denn Alkohol ist kein gewöhnliches Konsumgut, sondern eine psychoaktive Substanz, die abhängig machen kann.

Ein Glas Champagner zum Anstossen, drei Bier während dem Fussballspiel und zwei Gläser Wein vor dem Schlafengehen – Alkohol ist bei vielen im Alltag omnipräsent. Kaum ein Apéro oder Afterwork-Treffen findet ohne ihn statt. Bleibt die konsumierte Menge unter der empfohlenen Obergrenze von zwei bis drei Gläsern pro Tag, gilt das Trinkverhalten als risikoarm. Vorausgesetzt man legt mindestens zwei alkoholfreie Tage pro Woche ein. Werden diese Grenzen jedoch überschritten, besteht die Gefahr einer Abhängigkeit. Alkoholsucht ist die Sucht Nummer Eins in Europa und wird seit 1968 als Krankheit anerkannt. Neben den körperlichen Gesundheitsrisiken treten bei einer Abhängigkeitserkrankung in aller Regel auch Probleme im Alltag auf und damit verbunden ist viel psychisches Leid.

Nicht nur die Suchtkranken, sondern auch deren Umfeld leidet mit. Jede dritte Person in kennt jemanden mit einem Alkoholproblem. Für viele dieser Menschen ist die Situation stark belastend. Gerade für Familienmitglieder und insbesondere für Kinder bringen Alkoholprobleme schweres Leid mit sich, welches wiederum zu eigenen psychischen Erkrankungen, insbesondere auch eigenen Suchtproblemen, führen kann.

Viele Betroffene verleugnen es lange Zeit. Erst wenn ihr Verhalten für sie selbst unerträglich geworden ist, gestehen sie sich ihre Suchtproblematik ein. Ob Alkohol, Kokain, Opiate oder Tabletten. Der Weg von der Sucht loszukommen, geht fast immer über professionelle Hilfe. Spezielle Sucht- oder Entzugskliniken bereiten Abhängige auf ein Leben ohne Suchtmittel vor.

Alkohol ist allgegenwärtig

Die 35-jährige Christine ist leitende Angestellte in einem mittelständischen Unternehmen der Automobilbranche.  Die Anforderungen sind hoch, tägliche Überstunden, permanente Meetings und ein hoher Erwartungsdruck. Christine funktioniert. Allerdings braucht sie schon seit Jahren als Unterstützung ein Getränk, dass sie sich jeden Abend an der Tankstelle holt. Hochprozentiger Alkohol. Es fing mit den berühmten zwei Gläschen Wein am Abend an und hat sich über die Jahre gesteigert. Trotzdem, oder gerade deswegen, ist sie immer noch in der Lage, den Arbeitsstress ohne Fehl und Tadel durchzuhalten. Aber sie weiss, es geht nicht mehr lange gut. Schlechte Leberwerte bei der letzten Untersuchung im Betrieb sind ein ernstes Alarmsignal. Zudem fällt es ihr immer schwerer, ihr Alkoholproblem vor den Chefs, Kollegen und Mitarbeitern geheim zu halten.

Dennoch hat sie sich entschlossen, dem schleichenden Verfall ein Ende zu setzen und sich in professionelle Hände zu begeben. Mithilfe des modernen Verfahrens der Neuro-Elektrischen Stimulation kam sie fast ohne Medikamente aus und die Entzugssymptome reduzierten sich in sehr kurzer Zeit. Durch den kontinuierlichen Prozess der Entgiftung und Entwöhnung genügten drei Wochen Therapie aus, um wieder stabil in den Alltag zurückzukehren. Christine hat den Weg beschritten. Sie ist heute seit fast zwei Jahren trocken und lebt ein völliges neues Leben, befreit und ohne Scham. Endlich hat sie wieder Kraft, den täglichen Herausforderungen des Lebens angstfrei entgegenzutreten.

Formen und Typen des Alkoholismus

Alpha-Trinker                                                                                                               

Man nennt sie im Volksmund auch Konflikt- oder Problemtrinker. Sie sind Erleichterungstrinker, die mit Alkohol ihre Probleme zu lösen versuchen. Sie sind zwar einer fortschreitenden Abhängigkeit ausgesetzt, können aber ihren Alkoholkonsum unter Kontrolle halten.

Beta-Trinker

Sie sind Gelegenheitstrinker ohne eine eingetretene Abhängigkeit. Ihr Trinkverhalten wird oft vom sozialen Umfeld mitbestimmt. Das Trinken kann auf diese Weise zur Gewohnheit werden. Sie sind weder körperlich noch seelisch vom Alkohol abhängig, aber gefährdet. Bei ihnen treten vor allem Beschwerden durch Folgekrankheiten auf, z.B. Leberschäden, Magenleiden (Gastritis).

Gamma-Trinker

Sie sind die eigentlichen Alkoholiker, die vom Alkohol seelisch und körperlich abhängig sind. Gamma-Trinker haben über ihren Alkoholkonsum keine Kontrolle mehr und können ihn mengenmässig nicht steuern. Sie trinken, weil der Körper danach verlangt. Zwischendurch haben sie aber völlig alkoholfreie Perioden, manchmal sogar bis zu mehreren Monaten.

Delta-Trinker

Sie entwickeln sich von gewohnheitsmässigen Trinkern zu Spiegeltrinkern, denn sie müssen einen andauernden, ständigen Blutalkoholspiegel aufrechterhalten. Fehlt die Zufuhr von Alkohol, kommt es zu starken Entzugserscheinungen. Spiegeltrinker sind nicht abstinenzfähig. Die Entzugserscheinungen sorgen für ein ständiges Weitertrinken. Bei schleichender Dauerintoxikation sind sie eher unauffällig.

Epsilon-Trinker

Sie werden als «Quartalssäufer» bezeichnet. Sie verspüren in zeitlichen Abständen einen unwiderstehlichen Drang nach Alkohol, der sich oft Tage zuvor durch Ruhelosigkeit und Reizbarkeit ankündigt. Epsilon-Trinker veranstalten dann regelrechte Sauf-Exzesse, die einige Zeit andauern können. Danach leben sie oft tagelang in einem Rauschzustand, während welchem sie hemmungslos trinken und Erinnerungslücken haben. Zwischen den einzelnen Trinkphasen leben die Kranken oft wochenlang ohne Alkohol und haben nicht einmal das Bedürfnis, Alkohol zu trinken, bis wieder eine Rauschphase beginnt.

Text: Miriam Dibsdale

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