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Die teuersten Erkrankungen der Schweiz

18.03.2020
von Fatima Di Pane

Vermeidbare Erkrankungen kosten das Schweizer Gesundheitssystem Milliarden. Welche die teuersten Erkrankungen sind und wie sich diese verhindern lassen. 

Dass krank sein extrem unangenehm ist, muss man wohl niemandem erzählen. Viele dürften dies schon am eigenen Leib erfahren haben, sei es durch eine harmlose Erkältung oder eine ernste Erkrankung. Doch krank sein ist auch ganz schön teuer. Hierzulande werden Gesundheitskosten von den Krankenkassen geschultert. Die monatlichen Gebühren können mühsam sein, aber letzten Endes ist jeder froh, jederzeit die nötige ärztliche Hilfe zu bekommen.

Herz-Kreislauf-Erkrankungen an der Spitze

Rund 80 Prozent der Gesundheitskosten in der Schweiz werden von nicht-übertragbaren Krankheiten ausgelöst. Dies ergab eine Studie, welche 2018 in der Schweizer Ärztezeitung veröffentlicht wurde. Die zweifelhafte Ehre des ersten Platzes der teuersten Erkrankungen der Schweiz belegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkte, Bluthochdruck oder Thrombosen. Jährlich verursachen Herz-Kreislauf-Erkrankungen Gesundheitskosten von über 10 Milliarden Franken. Das macht 15.6 Prozent des gesamten Gesundheitskosten aus.

Beeinflusst durch Lebensstil

An zweiter Stelle folgen muskuloskelettale Krankheiten. Zu diesen gehören unter anderem Arthrose, Rheuma und Rückenschmerzen. Den dritten Platz der teuersten Erkrankungen belegen psychische Krankheiten wie Depressionen und Angststörungen. Dabei fällt auf, dass der Grossteil der Gesundheitskosten von Erkrankungen verursacht werden, die sich individuell durch den Lebensstil beeinflussen lassen. Der Gedanke liegt nahe, dass unsere Gesellschaft Einfluss auf die Entstehung dieser Erkrankungen hat.

Gemeinsame Risikofaktoren

Ein Blick auf die Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-, muskuskelettale sowie psychische Krankheiten verrät auffällig viele Gemeinsamkeiten. Beispielsweise wird zur Prävention aller drei Krankheitstypen regelmässige Bewegung empfohlen. Auch Stress sollte tunlichst vermieden werden. Allein diese zwei Faktoren sind im Alltag vieler Schweizerinnen und Schweizer Normalität. Die Deadline im Büro, familiäre Probleme oder finanzielle Schwierigkeiten: Stress belastet die meisten von uns.

Den dritten Platz der teuersten Erkrankungen belegen psychische Krankheiten wie Depressionen und Angststörungen.

Ein Teufelskreis

Bewegung ist ein effektiver Weg, um Stress abzubauen. Doch dies ist nicht überall beliebt, gemäss dem Spruch «Sport ist Mord». Unter Entspannung verstehen viele einen Abend auf dem Sofa mit einer Tüte Chips und einem Glas Wein dazu. Dies ist jedoch kontraproduktiv, wenn es um die Gesundheit geht. Die Schweizerische Herzstiftung zählt gesunde Ernährung sowie einen gemässigten Alkoholkonsum zu den wichtigsten Faktoren, um eine Herz-Kreislauf-Erkrankung vorzubeugen. Ungesunde Ernährung führt vielfach zu Übergewicht, was wiederum das Risiko einer muskuskelettalen Erkrankung erhöht. – Ein Teufelskreis.

Anti-Glimmstängel

Viele Stressgeplagte greifen zur Beruhigung oft zum Glimmstängel. Zigarettenkonsum senkt das psychische Stresslevel, hat aber sonst bloss negative Auswirkungen auf den Körper. Die Rheumaliga sowie die Schweizerische Herzstiftung raten dazu, das Rauchen aufzugeben. Zum Stressabbau in der Mittagspause einen Spaziergang machen? Gute Musik hören sowie Lachen sind weitere gesunde Stresskiller.

Zigarettenkonsum senkt das psychische Stresslevel, hat aber sonst bloss negative Auswirkungen auf den Körper.

Die komplizierte Psyche

Um einiges komplizierter sind die Risikofaktoren für psychische Erkrankungen. Diese lassen sich nicht so einfach festmachen. Viele Faktoren fliessen ineinander. Einerseits haben Menschen, welche viele psychische Erkrankungen in der Familie haben, ein höheres Risiko, ebenfalls zu erkranken. Sollte dies der Fall sein, lohnt es sich, immer wieder ein Auge auf die Gemütsverfassung zu werfen und sich, falls nötig, Hilfe zu holen.

Plötzliche Ereignisse

Psychische Erkrankungen entstehen aber auch durch Ereignisse, welche sich nicht kontrollieren lassen. Ein plötzlicher Jobverlust oder ein traumatisches Erlebnis können jemanden plötzlich in die Depression stürzen oder Angststörungen hervorrufen. Sollte dies der Fall sein, ist es wichtig, schnellstmöglich Hilfe zu bekommen, sei dies in Form einer Therapie oder eines Klinikaufenthalts.

Einsamkeit als Epidemie

Einige Risikofaktoren lassen sich jedoch durch den Lebensstil beeinflussen. Ein wichtiger Punkt für eine stabile Psyche sind gesunde Beziehungen. In Zeiten, in denen die Einsamkeit zu einer Epidemie erklärt wurde, ist dieser Punkt besonders wichtig. Im Erwachsenenalter Freundschaften zu schliessen wird vielfach als schwierig empfunden. Jedoch lassen sich auf der Basis gemeinsamer Interessen relativ einfach Kontakte knüpfen, sei dies in Kursen, Vereinen oder Clubs. Zentral ist dabei nur, den Kontakt zu suchen und offenzubleiben.

Ein wichtiger Punkt für eine stabile Psyche sind gesunde Beziehungen.

Sozialkompetenz aufbauen

Wer bei sich fehlende Sozialkompetenz bemerkt, dem tut der Gang zum Therapeuten gut. Eine Therapie kann helfen, Selbstvertrauen und Sicherheit zu finden, um sich dann anderen zu öffnen und starke Freundschaften zu knüpfen – eine wertvolle Investition in sich selbst und eine glückliche Zukunft. Neben der Beziehung zu anderen Menschen ist die Beziehung zu sich selbst auch von grosser Wichtigkeit. Wer mit sich selbst im Reinen ist, ist für äussere Einflüsse besser gewappnet.

Ein systemisches Problem

Obwohl es vieles gibt, was das Individuum für sich tun kann, liegt das Problem auch in unserer Gesellschaft. Der Leistungsdruck lässt uns nicht durchatmen, spätabends ist Fast Food angenehmer als Kochen und in der spärlichen Freizeit Beziehungen aufrecht zu erhalten, ist auch eine Herausforderung. Doch um eine systemische Veränderung herbei zu fordern, müssen wir bei uns selbst anfangen. Schritt für Schritt die Prioritäten verändern um als Gesellschaft gesünder werden.

Text Fatima Di Pane

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