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Der Trend zum Geburtshaus

26.06.2020
von Fatima Di Pane

Viele Frauen entscheiden sich dazu, ihre Kinder in einem Geburtshaus, statt in einem Spital zu gebären. Welche Gründe sprechen für das Geburtshaus?

Die Geburt eines Kindes ist im Leben jeder Frau ein riesiges Ereignis. Es ist ein Katalysator einer Reihe von Veränderungen, ganz egal ob es sich um das erste oder das vierte Baby handelt. Das Leben, die eigene Identität und der Körper verändern sich teilweise massiv.

Da ist es nur logisch, dass sich Schwangere schon lange vor der Geburt über allerhand Aspekte rund um die Geburt den Kopf zerbrechen. Der Gedanke an das Gebären ist oftmals mit vielen Ängsten verbunden. Der aufkommende Diskurs über Gewalt unter der Geburt schürt diese noch mehr. Der Wunsch nach einer selbstbestimmten und aktiven Geburt führt viele Frauen schliesslich ins Geburtshaus.

Geborgen durch Hebammen

Ein Geburtshaus ist eine selbstständige Geburtseinrichtung, welche von Hebammen geleitet wird. Der zentrale Unterschied zu einem Spital liegt dabei in eben jener Selbstständigkeit: Die Leitung und Verantwortung liegen allein in den Händen der Hebammen.

Dies schafft oftmals die achtsame Atmosphäre, nach der Gebärende suchen. Ein Geburtshaus läuft in anderen Bahnen als ein Spital. Letzteres ist oftmals von strikten Regeln, Zeitplänen und Schichtenwechseln geprägt. Dies kann für eine unruhige Stimmung sorgen.

Ein Geburtshaus ist eine selbstständige Geburtseinrichtung, welche von Hebammen geleitet wird.

Vielen Gebärenden ist es zudem wichtig, dass sie bei der Geburt eine Fachperson begleitet, welche ihnen schon bekannt ist. Im Spital kann man dies nicht immer gewährleisten. Diese Ungewissheit kann im Vorlauf der Geburt für Stress sorgen. In einer Zeit, in der sich Frau auf eine Geburt vorbereitet, sollte dieser jedoch auf ein Minimum beschränkt werden.

Ungeeignet für Risikoschwangerschaften

Die Geburt im Geburtshaus eignet sich für gesunde Frauen, welche keine Risikoschwangerschaft vorweisen. Eigenschaften einer Low-Risk-Schwangerschaft sind unter anderem das Alter der Frau, das Gewicht des Kindes sowie die Anzahl vollendeter Schwangerschaftswochen. Wer Mehrlinge erwartet, bei früherer Geburt bereits einen Kaiserschnitt hatte oder aus dem Altersrahmen fällt, ist in einem Spital besser aufgehoben, da sich hier das Risiko für Komplikationen erhöht. Wer sich nicht sicher ist, ob die eigene Schwangerschaft für das Geburtshaus geeignet ist, kontaktiert am besten das gewünschte Geburtshaus und lässt sich von einer Hebamme beraten.

Jede Geburt ist individuell

Das Geburtshaus bietet eine Vielzahl an Vorteilen. Jede Gebärende hat stets eine Hebamme an ihrer Seite. Das Vertrauensverhältnis baut man so schon während der Schwangerschaft und nicht erst am Geburtstermin auf. Die meisten Geburtshäuser bieten deshalb auch Schwangerschaftskontrollen an. Bei diesen Terminen überprüft man nicht bloss den Stand der Schwangerschaft, die Schwangere kann sich auch mit Fragen, Sorgen und Anliegen direkt an die Hebamme wenden. So kann die Hebamme die Bedürfnisse jeder Frau individuell kennenlernen und auf diese eingehen. Dies ist von höchster Wichtigkeit: Die WHO berichtet, dass Geburtsverläufe erfolgreicher sind, wenn die Wünsche der Gebärenden berücksichtigt werden.

Die natürliche Geburt

Frauen, die sich für ein Geburtshaus entscheiden, sehnen sich oftmals nach einer natürlichen Geburt, welche ohne unnötige medizinische Interventionen auskommt. Dazu gehören der Routinedammschnitt, eine Periduralanästhesie (PDA) sowie eine Trennung von Mutter und Kind direkt nach der Geburt. Natürlich sind diese medizinischen Interventionen wertvoll, jedoch nur, wenn sie nötig oder von der Mutter ausdrücklich gewünscht sind.

Die Vorteile einer natürlichen Geburt sind nämlich zahlreich, für Mutter und Kind gleichermassen.

Nach einer natürlichen Geburt ist die Erholungszeit kürzer, als beispielsweise bei einem Kaiserschnitt. Auch die Geburt an sich ist ohne PDA kürzer; die von der PDA verursachte Taubheit kann dafür sorgen, dass die Mutter die natürlichen «Pressinstinkte» nicht fühlt. Dies kann dazu führen, dass die Geburt zwei bis drei Stunden länger dauert. Auch darf man nicht vergessen, dass jede Frau anders auf eine PDA reagiert. Während einige keine Komplikationen erleben, treten bei anderen Symptome wie Desorientierung und Gedächtnisverlust auf. In einer Studie konnte zusätzlich gezeigt werden, dass Frauen, welche auf PDAs verzichteten, eine höhere Geburtszufriedenheit erlebten. Das regt zum Denken an.

Vorteile für das Baby

Auch für das Baby birgt die natürliche Geburt Vorteile. Neugeborene von Müttern, welche bei der Geburt Schmerzmittel wie eine PDA ablehnen, sind nach der Geburt wacher und reagieren besser auf ihre Umwelt. Auch reagieren sie positiver aufs Stillen.

Ein massiver Vorteil ist das stärkere Immunsystem. Bei der vaginalen Geburt kommt das Baby mit Bakterien in Kontakt, welche zu einer Stärkung des Immunsystems führen. Diese Kinder haben später ein gesenktes Risiko an Allergien, Asthma, Übergewicht oder Diabetes zu leiden. Eine Studie suggeriert gar, dass vaginal geborene Babys später einen höheren IQ haben.

In Sicherheit – körperlich und emotional

Ein weiterer wichtiger Punkt ist der Aspekt der Sicherheit. Viele werdende Eltern fragen sich, ob ein Geburtshaus ein Risiko darstellt. Diese Fragen kann mit einem klaren Nein beantwortet werden. Das britische National Institute for Health and Care Excellence sagt sogar, dass die Geburt im Geburtshaus die sicherste Variante ist, sogar sicherer als die Spitalgeburt. Dies liegt nicht zuletzt an den Hebammen: Durch die Eins-zu-Eins-Betreuung kann eine Hebamme intensiv auf die Gebärende eingehen. Dies sorgt auch emotional für Sicherheit, was der Gebärenden hilft, Ruhe zu bewahren. Falls Komplikationen auftreten sollten, erkennt man diese durch die intensive Betreuung frühzeitig. Im Falle von Komplikationen, welche eine medizinische Intervention erfordern, verlegt man die Gebärende in ein Spital, wo sie die nötige Hilfe bekommt. Im Normalfall weicht ihr die Hebamme auch im Spital nicht von der Seite und kann jederzeit für die Gebärende Partei ergreifen und ihr den Rücken stärken.

Interessierte finden weiterführende Informationen sowie eine Liste aller Geburtshäuser in der Schweiz unter www.geburtshaus.ch

Text Fatima Di Pane 

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