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Schweiz Innovation Wirtschaft

Medizintechnik im Standort Schweiz

23.06.2021
von Kevin Meier

Kaum eine Branche illustriert die Innovationskraft und die Vorteile des Standortes Schweiz so treffend wie die Medizintechnik. Was es mit dem Schweizer Glanzstück der Wirtschaft auf sich hat und mit welchen Schwierigkeiten sie sich trotz allem arrangieren muss.

Wie in allen westlichen Industrienationen dominiert auch hierzulande der Dienstleistungssektor die Wirtschaft. Dennoch behält der Industrie- und Gewerbesektor seine Wichtigkeit. Dies gilt insbesondere für die Schweiz, die international klischeehaft vor allem mit Schokolade, Käse, dem Finanzplatz sowie der Uhren- und Pharmazieindustrie verbunden wird. Ein speziell innovativer Bereich der Industrie, welcher das Beste der Schweiz in sich vereint, ist die Medizintechnik.

Ein Sektor mit grossem Wachstum

Laut der Branchenstudie 2020 «Schweizer Medizintechnikindustrie» (SMTI) der Swiss Medtech und der Helbling Gruppe zählte der Wirtschaftszweig 2019 etwa 1400 Unternehmen und beschäftigte rund 63 000 Mitarbeitende. Im selben Jahr erwirtschaftete die Branche einen Umsatz von beinahe 18 Milliarden Franken, was 2,6 Prozent des Schweizer Bruttoinlandsprodukts entsprach. Die Zahl mag nicht hoch klingen, übertrifft aber tatsächlich jene der Nahrungsmittel- und Tabakerzeugnisindustrie, die 2019 einen Anteil von 1,74 Prozent zur gesamten Schweizer Bruttowertschöpfung beitrug. Im internationalen Vergleich kommt damit der Schweizer Medtech eine Führungsrolle zu, da die Medizintechnik in keinem anderen Land einen so grossen Beitrag am BIP vorweist.

Beispiellose Innovationskraft

Der Erfolg der Branche lässt sich zumindest teilweise durch dessen Innovationsfähigkeit erklären. Zweifelsohne haben die Unternehmen die Wichtigkeit der Digitalisierung erkannt und stecken laut SMTI 2020 rund einen Zehntel des Umsatzes wieder in die Forschung und Entwicklung. Damit gehört die Medizintechnik zu den innovativsten Branchen, denn sie hat auch den grössten Anteil wissenschaftlicher Publikationen sowie weltweit am meisten Patentanmeldungen pro Kopf. Der Standort Schweiz entfaltet laut der Branchenstudie weitere Vorteile: das vorhandene Know-how, das stabile Wirtschaftsumfeld und die hohe Arbeitsproduktivität. Weiter werden die Verfügbarkeit von Fachpersonal und der liberale Arbeitsmarkt genannt, wenn auch mit geringerem Einfluss.

Ein speziell innovativer Bereich der Industrie, welcher das Beste der Schweiz in sich vereint, ist die Medizintechnik.

Neue Herausforderungen

Die Schweizer Medizintechnik ist aber auch international von Bedeutung und stark global vernetzt. Schliesslich exportierte die hiesige Medtech-Industrie Produkte im Wert von zwölf Milliarden Franken und viele der Unternehmen betreiben Standorte im Ausland. Der Zugang zum internationalen Markt ist deshalb von äusserster Wichtigkeit für den Erfolg der Schweizer Medizintechnik. Dieser Aspekt erhielt zuletzt durch das Scheitern des Rahmenabkommens mit der EU einen Dämpfer. Infolge des Verhandlungsabbruchs wurde die gegenseitige Anerkennung von Konformitätsbewertungen (MRA) nicht aktualisiert. Das heisst, dass seit dem Geltungsbeginn der neuen Medical Device Regulation (MDR) am 26. Mai 2021 der Schweiz der Status eines Drittstaates zukommt. Ohne barrierefreien Zugang zum EU-Binnenmarkt wird es für die innovativste Branche der Schweiz wohl schwieriger, sich zu behaupten.

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