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Open Banking erobert die FinTech-Welt

30.10.2020
von Patrik Biberstein

FinTech gibt es schon lange; Kreditkarten oder Bankomaten waren bei der Einführung genauso FinTech wie heute Blockchain oder Open Banking. Trotzdem ist das Thema erst in den letzten Jahren populär geworden. «Fokus» hat mit einem Experten über FinTech und Open Banking gesprochen. 

Durch die Digitalisierung der Schweizer Finanzbranche komme die Kundschaft zu tieferen Kosten an stärker individualisierte Produkte, so Prof. Dr. Thomas Ankenbrand, Dozent an der Hochschule Luzern und Leiter der jährlich erscheinenden IFZ FinTech-Studie. Er führt weiter aus: «Auch Anbieter können von Digitalisierung profitieren. Während die Erträge bei innovativen Anbietern durch neue Kunden steigen können, führt die Digitalisierung durch optimierte Bankprozesse zu tieferen Kosten und Risiken. Aber wie jede Entwicklung hat auch FinTech nicht für alle Vorteile. Die Marktstrukturen verändern sich. «Ist man als Unternehmen nicht agil genug, wird man langfristig aus dem Markt ausscheiden», erläutert Thomas Ankenbrand. Wer FinTech nicht als Chance sieht, für den stellt es eine Gefahr dar.

Effizient, skalierbar und individuell

Einer der populäreren FinTech-Trends der letzten Zeit ist Open Banking. Das Modell beruht auf Kollaborationen verschiedener Teilnehmer der Finanzbranche – sowohl Banken als auch andere Anbieter und Nutzer von Finanzdienstleistungen. Ziel ist es, mithilfe offener APIs (Programmierschnittstellen) und Technologieplattformen, den Datenaustausch zu optimieren. Die Vorteile gegenüber bisherigem Vorgehen sieht Experte Ankenbrand hauptsächlich darin, dass monolithische Strukturen aufgebrochen werden. Es ergibt sich dadurch eine Modularisierung der Finanzindustrie. Dies ermögliche sowohl Endkunden als auch Dienstleistenden, welche ihr Angebot mit den Services verschiedener Drittanbietern zusammenstellen, ein individuelles Produktangebot. Die einzelnen Bausteine verfügen über eine höhere Skalierbarkeit und die Produkte werden damit kosteneffizienter – auch dadurch, dass man nur noch das bezahlt, was man auch benötigt.

Auch Anbieter können von Digitalisierung profitieren. Prof. Dr. Thomas Ankenbrand, Dozent an der Hochschule Luzern und Leiter der jährlich erscheinenden IFZ FinTech-Studie

Daten haben einen Preis – eigentlich

«Die grösste Blockade in Bezug auf Open Banking ist meiner Einschätzung nach weder rechtlich noch mentalitätsbezogen und geht oft vergessen: Daten haben eigentlich einen Preis», so Ankenbrand. Viele seien aber der Auffassung dieser Datenaustausch müsse beim Open Banking kostenfrei stattfinden. Davon hat allerdings weder die betroffene Person – welche natürlich sowieso ihr Einverständnis zum Datenaustausch geben muss – noch die Bank dieser Person, welche die Daten zur Verfügung stellt, etwas. «Es müssten ökonomische Anreize geschaffen werden», meint Thomas Ankenbrand. In der Schweiz herrschen gute Rahmenbedingungen für innovative Technologien: «FinTech ist dazu da, reale Probleme zu lösen. Es ist zu beobachten, dass Tech gegenüber Fin wichtiger wird, also mehr Technologie als Finanzen für die Lösung von Problemen», schliesst Ankenbrand in Bezug auf die diesjährige FinTech-Studie.

Text Patrik Biberstein  

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