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Innovation

Der ewige Innovationsleader Schweiz – doch wie lange noch?

30.07.2021
von SMA

Jahrelang gehörte die kleine Schweiz zur internationalen Weltspitze, wenn es um das Thema «Innovation» ging. Und auch in diesem Jahr führt Innovationsleader Schweiz wieder das europäische Ranking an. Doch auf diesen Lorbeeren kann sich die Schweiz kaum ausruhen, wie Fachleute betonten: Denn bereits zeigen sich negative Auswirkungen des gescheiterten EU-Rahmenabkommens auf den Wissensstandort.

Es mutet mittlerweile wie ein Déjà-vu an: Erneut belegt die Schweiz in einem internationalen Innovationsranking den Spitzenplatz. Konkret geht es in diesem Fall um das «European Innovation Scoreboard 2021», welches von der EU-Kommission herausgegeben wird. Damit konnte sich die Eidgenossenschaft einmal mehr gegen 27 andere europäische Staaten durchsetzen. Gründe dafür gibt es verschiedene, für die Verantwortlichen der EU-Kommission sind vor allem sieben Faktoren ausschlaggebend. Dazu gehören etwa ein attraktives Forschungssystem sowie gut ausgebildete Fach- und Arbeitskräfte. Nebst der Schweiz dürfen sich Schweden, Finnland, Dänemark und Belgien als «Innovationsführer» bezeichnen.

So positiv diese Ergebnisse auch sind – ausruhen kann sich der Innovationsleader Schweiz auf diesen Lorbeeren nicht. Denn der Vorsprung der Eidgenossen schmilzt seit 2014 kontinuierlich: Während die Innovationskraft der EU im Schnitt um 12,5 Prozent angewachsen ist, schafft es die Schweiz im Vergleich nur auf ein Jahreswachstum von 7,7 Prozent.

Kooperation wird erschwert

Hinzu kommt die politische Dimension. Die Zusammenarbeit mit der EU, dem wichtigsten Handelspartner der Schweiz, dürfte künftig durch das Scheitern des Rahmenabkommens komplizierter werden: Vor wenigen Wochen wurde bekannt, dass die EU die Schweiz im Bereich der Forschungskooperation «Horizon Europe» zum Drittstatt herabgestuft hat. Daraus entstehen für hiesige Forschende Nachteile: Zwar könnten sich gemäss SECO «auch in diesem Modus Forschende in der Schweiz in beschränktem Ausmass an den Ausschreibungen beteiligen und direkt vom Bund finanziert werden» – die Teilnahme an Einzelprojekten, namentlich bei künftigen Ausschreibungen des European Research Council, der Marie Skłodowska Curie Aktionen und des European Innovation Council, ist jedoch prinzipiell nicht mehr möglich.

Das ist bedauerlich. Denn das Rahmenprogramm der EU für Forschung und Innovation «Horizon Europe» (Dauer von 2021 bis 2027) stellt mit einem Gesamtbudget von gut 95 Milliarden Euro das grösste Forschungs- und Innovationsförderprogramm der Welt dar. Zusammen mit dem ausserordentlichen Konjunkturmassnahmenpaket «Next Generation EU» soll es den grünen und digitalen Wandel in ganz Europa fördern. Hierbei handelt es sich um Forschungs- und Einsatzfelder, die nicht nur aus ökologischer, sondern auch ökonomischer Sicht wichtig sind für den Innovationsstandort Schweiz.

Natürlich stellen diese Entwicklungen noch keinen Abgesang auf die Innovationskraft der Schweiz dar. Erfolgsfaktoren wie die Stärke im ICT-Bereich, die herausragende Bildungslandschaft, die Vielzahl innovativer KMU sowie eine geografisch günstige Lage bleiben bestehen. Doch wie die Zahlen belegen, muss die Schweiz ihre berühmte Innovationskraft künftig wohl mehr denn je unter Beweis stellen, um mittel- bis langfristig an der Spitze bleiben zu können.

 

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