unternehmer ein einblick ins unternehmerein
Karriere Bildung Interview

Ein Einblick ins Unternehmerdasein

19.10.2019
von Fatima Di Pane

Der eigene Chef sein und mit seinen Ideen die Welt verändern: Der Traum vom Start-up ist und bleibt für Viele ein Traum. Das muss jedoch nicht so sein. Benjamin Vidas, Mitgründer des Bildungs-Start-up «eduwo», erzählt von seinen Erfahrungen und gibt wertvolle Tipps. 

Sie haben eduwo bereits im Studium gegründet. Was hat Sie dazu bewegt, so jung bereits ein Startup zu gründen?

Ich hatte schon immer das Bedürfnis, selber etwas zu gründen, wenn dazu alles passt. Für ein erfolgreiches Start-up benötigt man die richtigen Mitgründer, den passenden Zeitpunkt und auch eine sinnvolle Idee. Während des Studiums war für mich dann der richtige Zeitpunkt gekommen, da ich die passenden Mitgründer kennengelernt habe und wir gemeinsam auf eine spannende Idee kamen. Wir sahen unsere Chance und haben die Gelegenheit genutzt.

Welches sind die negativen Seiten des Gründer-Daseins?

Ich empfinde ehrlicherweise nichts Negatives am Gründer-Dasein. Ich würde eher sagen, dass sich einige Herausforderungen ergeben. Vor allem ist es herausfordernd, etwas Neues auf die Beine zu stellen, überhaupt mal die ersten Kunden zu gewinnen, für alles selbst verantwortlich zu sein und ein Team zu führen. Und klar, man arbeitet länger als üblich. Aber das ist ja nicht etwas Schlechtes, da man die Zeit in seine eigene Idee investiert und dies schlussendlich Spass macht.

Als erstes würde ich mir selbst raten, dass man sich während des Studiums ein riesiges Netzwerk bilden kann Benjamin Vidas

Wenn Sie mit Ihrem Ich vor vier Jahren sprechen könnten, welchen Rat würden Sie ihm geben?

Als erstes würde ich mir selbst raten, dass man sich während des Studiums ein riesiges Netzwerk bilden kann. Durch das Netzwerken können wertvolle Kontakte geknüpft werden, die einem später eventuell in die Karten spielen könnten. Das hätte ich sicherlich etwas intensiver machen können. Ausserdem sollte man immer die Extrameile gehen.

Wer oder was hat Ihnen auf Ihrem Weg als Gründer am meisten geholfen? Warum?

Mir hat vor allem der Austausch geholfen: Gespräche mit anderen Start-up-Gründern, mit möglichen Kunden und natürlich mit Studierenden. So konnten wir uns ein besseres Bild der Gesamtsituation machen und so unsere Idee Schritt für Schritt anpassen. Und natürlich: viel Eigenrecherche im Internet.

Wie steht Ihr Umfeld zu ihrem Unternehmer-Dasein?

Mein enges Umfeld fand die Idee von eduwo – einer Website auf welcher Studierende ihr Studium bewerten können – von Anfang an cool. Ausserhalb dieses engen Umfeldes waren die Leute zu Beginn mit ihrer Begeisterung eher zurückhaltend. Je mehr wir dann mit eduwo in der Öffentlichkeit standen, desto positiver und euphorischer wurde mein Umfeld gegenüber unserer Idee und meinem Unternehmer-Dasein. Aber kurz gesagt: Mein Umfeld stand immer unterstützend zur Seite. Dafür bin ich auch sehr dankbar.

Einen sehr grossen Fehler habe ich zum Glück noch nicht gemacht.

Was ist der grösste Fehler, den Sie in Ihrer Karriere gemacht haben, und was haben Sie daraus gelernt?

Einen sehr grossen Fehler habe ich zum Glück noch nicht gemacht. Natürlich gab es immer wieder kleinere Fehler – das ist ja auch menschlich. Wichtig ist es, die Fehler zu erkennen, offen darüber zu sprechen, daraus zu lernen und auf Verbesserungsmassnahmen zu schliessen, sowie diese auch wirklich umzusetzen .

Wer ist Ihr Business-Idol und warum?

Ein persönliches Idol habe ich nicht. Ich bewundere alle Menschen, die für ihren Traum alles gegeben haben, trotz skeptischer Meinungen von anderen weitergemacht haben und schlussendlich erfolgreich waren. Ein sehr bemerkenswerter Unternehmer war zum Beispiel William A. de Vigier. Als Sohn einer Schweizer Patrizierfamilie sollte er nach dem Willen seiner Familie Anwalt werden. Er wollte jedoch lieber ins Ausland gehen und dort etwas gründen. Mit dem Startkapital von 1000 Franken hat er in London ein international tätiges Unternehmen aufgebaut, welches Baugerüste produziert und dieses bis an die Börse gebracht. Der Konzern beschäftigte zwischenzeitlich über 10 000 Mitarbeitende und William A. de Vigier sass in über 36 Verwaltungsräten. Heute fördert eine nach ihm benannte Stiftung andere Unternehmer in der Schweiz.

Was sind die drei essenziellsten Tipps für jeden Gründer?

Gründer müssen sich unbedingt auf ihr Start-up fokussieren. Auch wenn die Idee nach Beginn mal weniger spannend oder gar anstrengend wird, ist der Fokus weiterhin ein kritischer Erfolgsfaktor.

Ansonsten sollte man immer Schritt für Schritt vorgehen, anstatt gleich mit dem Big Bang zu beginnen. Bei neuen Produkten sollte man zuerst immer das Notwendigste entwickeln, das schon einen Nutzen bringt und sich verkaufen lässt. Dieses «Minimum Viable Product» lässt sich dann immer noch weiter ausbauen und optimieren.

Auch sehr wichtig ist es, von Anfang an Kundenfeedback einzubeziehen, um so ein Produkt zu entwickeln, das auch wirklich gebraucht wird. Dazu sollte man schon frühzeitig das offene und ehrliche Gespräch mit potentiellen Kunden führen.

Was möchten Sie noch erreichen?

Mein persönlicher Traum ist es, meine Erfahrungen, die ich als Gründer und Unternehmer gemacht habe, irgendwann mal als Dozent an einer Hochschule weiterzugeben. Aktuell habe ich dazu aber keine Zeit, der Fokus liegt auf eduwo.

Text Fatima Di Pane

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